St. Raphael
Mein Fenster zu Welt
ist heut` geschlossen
draußen ist es ist kälter geworden
für alle.
Ich sehe nicht das, was ich sehe
ich sehe Bilder im Kopf
von Kindern hinter Zäunen
von Müttern mit Bündeln im Arm
von den Tausenden an den Grenzen
die Wartenden vor den Ämtern
von Containern und Menschen
die hoffen.
Auch die in der Nacht
die dunklen Gestalten
Gesellen ganz respektloser Sorte
die Gastfreundschaft missbrauchen
mit brutaler Gewalt.
Mein Fenster zum Garten
geht nach Süden hin
hier scheint die Sonne
sogar in der Nacht.
Hier seh` ich was ich sehen will
ganz selbstbestimmt
und frei.
Hier kann ich sogar übersehn`
das Ganze so oder so.
Seit Tagen beobachte ich dunkle Männer schon
auf des Nachbarn Dach
sie klettern flink auf 38 Grad
auf rutschigem Gebälk
bei Schneegestöber
und unter null Grad Celsius.
Ich rufe an St. Raphael
er möge ihre Wunden heilen
und gebe ihnen einen sicheren Tritt.
So wie einst mir
in höchsten Wipfeln
als ich noch flog
von Ast zu Ast
ganz unbeschwert
und frei.
Ganz sicher war er auch dabei
und hat mich aufgefangen
manches Mal.
Mein Engel der heißt Raphael
ich danke ihm für seinen Schutz
ich teil` ihn mit den Männern gern
die auf dem Dache turnen
sogar mit den Gesellen.