Vor einigen Wochen habe ich mich mit meinem Freund dem Fingerhut (Digitalis purpurea) beschäftigt. Dabei habe ich auch etwas respektlos von Grashalmen gesprochen und unterstellt, sie seien doch etwas langweilig und „allerweltlich“. Ich meinte natürlich die Rasenhalme, die in Monokultur kurzgeschoren ihr Leben verbringen müssen. Ich möchte mich bei Euch entschuldigen! Was könnt ihr dafür, dass ihr so ausseht. Vielleicht sollte ich eher jene langweilig finden, die dafür verantwortlich sind. Hiermit fordere ich die artgerechte Haltung von Rasen und Grashalmen sowie ihr Recht auf Blüte, reichlich Früchte und die Gesellschaft von Löwenzahn, Gänseblümchen und Wegerich.

 

 

Sind Gräser die etwas anderen Bäume ?
Statisch zumindest. Nullkommafünf Millimeter Durchmesser und dreißig Zentimeter Höhe
entsprechen ungefähr einem Baum von zwanzig Zentimeter Durchmesser und einer Höhe von zwölf
Metern.
Und sonst ?
Wenn Bäume uns atmen lassen, uns ihr vielfältiges Holz schenken und uns allein schon durch
ihre Existenz Glück verschaffen – was können die unscheinbaren Gräser ?

Für viele sind Gras (oder Rasen) die Bretter, die die Welt bedeuten.

In ihrer Sortenvielfalt sind sie wahrscheinlich den Bäumen voraus. Ihre Anpassungsfähigkeit an
Klima und Region ist vergleichbar. Ist ihr Nutzen vielleicht in wenig einseitiger ?
Ein schöner Garten und ein Fußballfeld – ist das schon alles ?
Nicht doch, nicht so oberflächlich !
Wovon leben denn Kühe und Schafe ? Ziegen, Kaninchen und Pferde ?

Und Du und ich? Was ist Dein wichtigstes Lebensmittel ? Nach kurzem Überlegen sagst Du:
B r o t.
Hirse, Mais, Reis, Buchweizen, Amarant, Gerste, Roggen Weizen und Hafer und die vielen anderen ?
Gras ist Brot. Weltweit von Asien bis Amerika, von Sibirien bis Australien.
Was wären wir ohne Brot. Brot ist Nahrung. Brot ist Kultur, seit vielen tausend Jahren.

Was wären wir ohne Gräser.
Was wären wir ohne Wald.
In Australien gibt es ganze Grasbaumwälder.

„Das von der Erde getragene“